Beschreibung:
Russland in den frühen 1990er-Jahren: Der Ich-Erzähler liest das Tagebuch seiner Grossmutter, das eher eine Art Familienchronik ist, die sich in 2 Teilen über das 18./19. und das 20. Jahrhundert erstreckt. Bei der Lektüre fällt ihm auf, dass die Erinnerungen eigenartig unpersönlich geschrieben sind und vor allem in den Zeiten von Revolution, Bürgerkrieg, Krieg und Blockade vieles verschweigen. Das gilt auch und vor allem in Bezug auf die engste Familie - so kommt der Grossvater des Ich-Erzählers, über den er etwas zu erfahren hoffte, fast überhaupt nicht vor. Seine Suche nach dem unbekannten Grossvater ist auch eine Suche nach der unbekannten Geschichte und der Identität seines Landes. Letztlich steht auch hier - wie schon in Lebedews 1. Roman "Der Himmel auf ihren Schultern" (ID-A 14/13) - das Verschweigen und das Tabuisieren in einer Familie für das grosse Schweigen, mit dem die Geschichte Russlands im 20. Jahrhundert noch immer ummäntelt wird, und das Buch ist auch ein Appell, sich der Geschichte zu stellen. Empfohlen