• Medientyp: E-Artikel
  • Titel: Was verstehen die Päpste vom Kapitalismus? Einige Beobachtungen zu den beiden ersten Sozialenzykliken
  • Beteiligte: Emunds, Bernhard [VerfasserIn]
  • Erschienen: 2011
  • Erschienen in: Ethik und Gesellschaft ; (2011), Sonderheft, Seite 1-28
  • Sprache: Deutsch
  • DOI: 10.18156/eug-sh-2011-art-2
  • ISSN: 2365-6565
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  • Beschreibung: In den beiden hier untersuchten Sozialenzykliken, Rerum Novarum (Leo XIII., 1891) und Quadragesimo Anno (Pius XI., 1931), geht es ist nicht um eine Analyse der Funktionsweise des kapitalistischen Wirtschaftssystems. Leo XIII. schaut von der »Arbeiterfrage« her auf den Kapitalismus, führt diesen sozialen Konflikt aber primär auf eine Abkehr der Menschen von der überkommenen Gesellschaftsordnung und von der kirchlichen Sittenlehre zurück. Statt einer Rückkehr zur Ständegesellschaft propagiert er allerdings eine Zivilisierung des sozialen Konflikts durch die Kirche, durch Vereine - und durch den Staat. Den Klassenkonflikt begreift er vor allem als einen Gegensatz zwischen Reich und Arm, der durch die Habgier auf beiden Seiten angestachelt werde. Nur in seiner Reflexion auf den gerechten Lohn fragt er sehr präzise nach der Ohnmacht der Lohnarbeiter. 40 Jahre später geht es Pius XI. nicht zuerst um den Reich-Arm-Gegensatz, sondern um Machtasymmetrien in der kapitalistischen Wirtschaft. Er problematisiert die Macht der Kapitalbesitzer, die ganze Wirtschaft nach eigenen Vorstellungen zu organisieren. Konkret beklagt er für die frühen 1930er Jahre die ungeheure Machtfülle der Lenker der Konzerne und Großbanken sowie die Schwäche der nationalstaatlichen Regierungen ihnen gegenüber.

    Both encyclicals, Rerum Novarum (Leo XIII., 1891) and Quadragesimo Anno (Pius XI., 1931), do not analyze the functionality of the capitalistic economic order. Leo XIII. looks at this economic order from the viewpoint of the «Social Question». In his view the social conflict is rooted in the renunciation of the traditional social order as well as of the moral teaching of the church. Instead of returning to a social order of estates by birth he favors a pacification of the social conflict through the church, associations - and the state. He grasps the class conflict mainly as an antagonism between rich and poor, which is spurred on by greed on both sides. Only in reflecting on fair wages he examines the powerlessness of the worker. 40 years later, Pius XI. is not so much concerned with the antagonism between rich and poor but with the asymmetries of power within the capitalistic economy. He expounds the problem of the power of capitalists, who can organize the whole economy in accordance with their interests. Concretely he deplores in the early 1930s the tremendous power of the leader of corporations, trusts and banks as well as the complementary weakness of national governments.
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