• Medientyp: E-Artikel
  • Titel: Gibt es einen Zusammenhang zwischen der Zufriedenheit mit der Unterkunft und der psychischen Gesundheit Geflüchteter in Deutschland? – Eine Querschnittstudie
  • Beteiligte: Schönfeld, Simone; Sauzet, Odile; Razum, Oliver
  • Erschienen: Georg Thieme Verlag KG, 2022
  • Erschienen in: Das Gesundheitswesen
  • Sprache: Deutsch
  • DOI: 10.1055/a-1802-4530
  • ISSN: 0941-3790; 1439-4421
  • Entstehung:
  • Anmerkungen:
  • Beschreibung: <jats:title>Zusammenfassung</jats:title><jats:p> Hintergrund Lärm und fehlende Privatsphäre in Unterkünften wirken sich möglicherweise negativ auf die psychische Gesundheit der Geflüchteten aus. Es wird untersucht, ob sich Zusammenhänge zwischen der Zufriedenheit mit bestimmten Unterkunftsmerkmalen in Einzel- und Gemeinschaftsunterkünften und der psychischen Gesundheit nachweisen lassen.</jats:p><jats:p> Methode Basis ist die IAB-BAMF-SOEP Befragung aus Deutschland 2016 (n=4491 Geflüchtete). Mittels linearer Regressionsmodelle wird der Zusammenhang zwischen der psychischen Gesundheit und des Unterkunftstyps (Einzelunterkunft/Gemeinschaftsunterkunft) als auch der Zufriedenheit mit der Unterkunft (allgemein/Essensqualität/Geräuschpegel/Privatsphäre/Freizeitangebote/Anbindung an den öffentlichen Nahverkehr/Sicherheit/Deutschkursangebote) geprüft. Es wird für soziodemographische Faktoren, potenziell traumatische Erlebnisse vor Ankunft in Deutschland und postmigrantische Expositionen (u. a. Asylstatus) adjustiert.</jats:p><jats:p> Ergebnisse In beiden Unterkunftstypen fand sich eine große Heterogenität hinsichtlich der untersuchten Merkmale. Geflüchtete mit einer schlechten psychischen Gesundheit lebten signifikant häufiger in Gemeinschaftsunterkünften. Wurde für die genannten Kovariablen kontrolliert, verschwand der Zusammenhang. Die weiteren acht Unterkunftsmerkmale blieben signifikant mit einer schlechteren psychischen Gesundheit assoziiert. Die größten Effekte auf die mentale Gesundheit waren bei den Merkmalen Zufriedenheit mit der Sicherheit, Privatsphäre und allgemeine Zufriedenheit zu beobachten. Hier belief sich der Unterschied zwischen Personen, die kaum zufrieden waren, verglichen mit Personen die sehr zufrieden waren, auf 5–6 Punkte auf der psychischen Summenskala des SF-12.</jats:p><jats:p> Schlussfolgerung Internationale Ergebnisse zum Zusammenhang zwischen Unterkunftsbedingungen und der psychischen Gesundheit von Geflüchteten wurden für Deutschland bestätigt. Daraus ergibt sich ein erhöhter Bedarf an psychischer Gesundheitsversorgung in subjektiv schlechteren Unterkünften. Zur Identifikation von kritischen Unterkünften sind Fragen nach der Zufriedenheit (v. a. Sicherheit, Privatsphäre und allgemeine Zufriedenheit) besser geeignet als die Einteilung in Einzel- oder Gemeinschaftsunterkünfte, da letztere sehr unterschiedlich bewertet wurden. Screening-Instrumente für Unterkünfte können helfen, problematische Unterkünfte zu identifizieren. Eine umgekehrte Kausalität ist jedoch nicht abschließend auszuschließen.</jats:p>