• Medientyp: E-Artikel
  • Titel: Querschnittlähmung mit neurogener Harnblasenfunktionsstörung als möglicher Risikofaktor für Harnblasenkarzinome
  • Beteiligte: Böthig, Ralf; Fiebag, Kai; Kowald, Birgitt; Hirschfeld, Sven; Thietje, Roland; Kurze, Ines; Schöps, Wolfgang; Böhme, Holger; Kaufmann, Albert; Zellner, Michael; Kadhum, Thura; Golka, Klaus
  • Erschienen: Georg Thieme Verlag KG, 2019
  • Erschienen in: TumorDiagnostik & Therapie
  • Sprache: Deutsch
  • DOI: 10.1055/a-1008-2663
  • ISSN: 0722-219X; 1439-1279
  • Schlagwörter: Oncology
  • Entstehung:
  • Anmerkungen:
  • Beschreibung: <jats:title>Zusammenfassung</jats:title><jats:p> Fragestellung Die Lebenserwartung für Menschen mit Querschnittlähmung (spinal cord injury/disease; SCI/D) steigt infolge der Fortschritte der paraplegiologischen und neuro-urologischen Behandlungsmethoden. Somit gewinnt jedoch das Risiko, an Harnblasenkrebs zu erkranken, an Bedeutung.</jats:p><jats:p> Methodik Retrospektive Single-Center-Auswertung von konsekutiven Patientendaten mit SCI/D und nachgewiesenem Harnblasenkarzinom.</jats:p><jats:p> Ergebnis Vom 1. Januar 1998 bis 31. März 2017 wurde bei 32 (3 weiblich, 29 männlich) von insgesamt 6432 Patienten mit SCI/D ein Harnblasenkarzinom diagnostiziert. Das Durchschnittsalter bei der Blasenkrebsdiagnose lag mit 54,5 Jahren deutlich unter dem für Blasenkrebsfälle in der Allgemeinbevölkerung (männlich: 74, weiblich: 75 Jahre). 27 Patienten litten an einer urodynamisch bestätigten neurogenen Detrusor-Überaktivität, während 5 Patienten (alle männlich) eine neurogene Akontraktilität des Detrusors aufwiesen.</jats:p><jats:p>Die mediane Latenzzeit zwischen dem Einsetzen der SCI/D und der Tumordiagnose betrug 29,5 Jahre. Temporäre Dauerkatheterisierungen wurden bei lediglich 4 Patienten für insgesamt nur 1,61 % der Latenzzeit aller Patienten gefunden.</jats:p><jats:p>Die Mehrzahl der Patienten (n = 27) wies ein Urothelzellkarzinom auf, 5 Patienten hatten ein Plattenepithelkarzinom. 25 Patienten (78 %) hatten zum Zeitpunkt der Diagnose bereits einen muskelinvasiven Tumor ≥ T2. 23 Patienten zeigten ein histologisch schlecht differenziertes G3-Karzinom, 2 Patienten hatten jeweils einen G2- und G1-Tumor (keine Angaben bei 5 Patienten).</jats:p><jats:p>Das mediane Überleben für alle Patienten betrug 11,5 Monate. Die Prognose der Patienten mit Plattenepithelkarzinom war signifikant noch schlechter, 4 von 5 starben innerhalb von 7 Monaten (median 4 Monate).</jats:p><jats:p> Schlussfolgerung Das jüngere Alter bei Beginn der Tumorerkrankung und die Häufigkeit invasiver, schlecht differenzierter Tumoren bei der Diagnose weisen darauf hin, dass das Vorliegen einer SCI/D sowohl Risiko als auch Prognose der Blasentumorerkrankung signifikant beeinflusst. Die Latenzzeit zwischen Lähmungseintritt und Tumorerkrankung scheint ein maßgeblicher Risikoparameter zu sein.</jats:p><jats:p>Die Art der neurogenen Blasenfunktionsstörung und des Blasen-Managements scheinen dagegen das Risiko nicht zu beeinflussen. Langzeit-Dauerableitungen der Harnblase spielten bei den untersuchten Patienten nur eine untergeordnete Rolle.</jats:p><jats:p>Die Früherkennung von Blasenkrebs bei Patienten mit SCI/D bleibt eine Herausforderung.</jats:p>