• Media type: Book
  • Title: Muttersohn : Roman
  • Contributor: Walser, Martin [VerfasserIn]
  • imprint: Reinbek bei Hamburg: Rowohlt, [Juli 2011]
  • Issue: 1. Auflage
  • Extent: 504 Seiten; 21 cm
  • Language: German
  • ISBN: 9783498073787
  • RVK notation: YH 2200 : Allgemeines
    GN 9558 : Einzelausgaben
  • Keywords: Deutschland > Krankenpfleger > Außenseiter > Geschichte 1937-2008
  • Origination:
  • Footnote:
  • Description: Augustin Feinlein, Leiter einer psychiatrischen Klinik, Percy, ein begnadeter Krankenpfleger, der meint, er sei ohne Zeugung geboren und der selbstmordgefährdete Patient Kainz sinnieren über das Leben und die Frage, ob es sich lohnt, an Gott zu glauben. (Cornelia Jetter)

    WOVON HANDELT DIESER ROMAN? Es ist leichter zu sagen, wovon er nicht handelt. Er handelt von 1937 bis 2008, kommt nicht aus ohne Augustin, Seuse, Jakob Böhme und Swedenborg, handelt aber vor allem von Anton Percy Schlugen. Seine Mutter Josefine, Fini genannt, ist Schneiderin; sie lebt, auch als sie mit einem Mann zusammenlebt, allein. Jahrelang schreibt sie Briefe an Ewald Kainz, der auf den Stufen des Neuen Schlosses in Stuttgart eine politische Rede hielt. Die Briefe schickt sie nicht ab; sie liest sie ihrem Sohn vor und vermittelt ihm so, dass zu seiner Zeugung kein Mann nötig gewesen sei. Mit diesem Glauben lebt Percy. Er wird Krankenpfleger im psychiatrischen Landeskrankenhaus Scherblingen, wird gefördert von Professor Augustin Feinlein und eines Tages mit einem Fall betraut, an dem die Ärzteschaft fast verzweifelt. Es geht um einen Suizidpatienten, einen Motorradlehrer, der sich allen Therapieversuchen stumm widersetzt. Dieser Patient heißt: Ewald Kainz. Percy ist inzwischen berühmt, weil er keiner Weltvernunft zuliebe verzichtet auf die von der Mutter in ihn eingegangene Botschaft vom Kind ohne leiblichen Vater. Berühmt auch durch seine prinzipiell unvorbereiteten Reden. Das ist sein Thema: Ich sage nicht, was ich weiß. Ich sage, was ich bin. "Muttersohn" ist ein Abenteuer, ein wilder, ein mit allen Daseinsfarben auftrumpfender Roman. Ein Roman darüber, was die Liebe vermag, was der Glaube vermag, was die Sprache vermag.

    Martin Walser beschreibt in seinem Roman einen Muttersohn, der als Krankenpfleger ein Aussenseiterdasein spielt.Es ist nie alles gesagt. Doch ab und zu erscheint ein Buch, das es zumindest versucht, das die Wesenssumme seines Autors zieht – im vollen Bewusstsein, dass sich dieser, seit er das Werk vollendet hat, schon wieder weiterbewegt, sich abermals verändert und weiter mit Leben, mit Stimmungen, Gedanken, Wissen angereichert haben wird. So ein Buch ist „Muttersohn“, der in der kommenden Woche erscheinende neue Roman von Martin Walser: der Abguss einer quicklebendigen Skulptur.Wohl kein anderer deutscher Autor der Gegenwart hat sich so oft selbst das Fell über die Ohren gezogen und ist dabei so unverwechselbar er selbst geblieben: eins und doppelt, Umriss und Schatten. In „Muttersohn“ bündelt Walser nun all seine großen Themen, und das mit einem Intensitäts- und Identifikationsfuror sowie einer Sprachenergie, die alles tut, um die ihn schreckende Kategorie Alterswerk zu sprengen.Es ist ein Hauptwerk voller Hauptfiguren. Wie bei Walser gewohnt sind schon deren Namen Schlüssel. Der „Muttersohn“, dessen Evangelium hier erzählt wird, ist Anton Parcival Schlugen, genannt Percy, einziger Sohn von Josefine, genannt Fini. Ein Mann war für seine Geburt im Jahr 1977 nicht nötig: So hat Fini es Percy gesagt, und der Sohn hat den Glauben der Mutter zu seinem eigenen gemacht. Zum Glauben begabt wie andere zur Musik, sind ihm Zweifel fremd: „Ich bin ein Echo und weiß nicht, von was.“Die souveränste Figur des RomansVon der Liebe Finis in Einzigartigkeit gebadet und von wundersamen Ereignissen bestätigt, ist Percy beseelt von einem „Zu-viel-Gefühl“, das er teilen und mitteilen will. Der „Engel ohne Flügel“, als der er sich begreift, ist gelernter Krankenpfleger, seine Heilmethode eine das Gegenüber umfassend bestätigende Anwesenheit. Der Bejahte gibt die Zustimmung, die ihn einhüllt, an andere weiter. Die Wirkung ist enorm: „Du bist die Erleichterung“, wie es einer ausdrückt. Percy hingegen nennt es messianisch: „Ich sage nicht, was ich weiß. Ich sage, was ich bin.“

copies

(0)
  • Status: Loanable