Beschreibung:
"Das Bild und sein Publikum im Mittelalter" bezieht den historischen Betrachter in kunstgeschichtliche Überlegungen ein, die den Zusammenhang zwischen der Gestalt und den Funktionen mittelalterlicher Bilder zum Thema haben. Dabei geht es im Besonderen um jene Funktionen, mit denen die Bildtafel in der europäischen Kunst eingebürgert wurde. Das Bild wurde dafür eingerichtet, von seinem Publikum in festen Erscheinungsformen und Sinn-Bestimmungen erfahren zu werden. Seine Bildkonventionen lassen sich aus dem sozialen und kulturellen Umfeld heraus erhellen. - - Dieses Untersuchungsmodell soll sich in einer historischen Darstellung bewähren, die als Fallstudie angelegt ist: an einem exemplarischen Material von mittelalterlichen Passionsbildern untersucht der Autor die Frühgeschichte der Bildtafel auf ihre typischen Bedingungen und auf ihre Folgen für die Geschichte der Kunst. Die einleitenden Kapitel machen den Leser mit den "neuen Existenzformen" und den "Funktionen" des Bildes im Mittelalter bekannt. In seiner "Bildrhetorik" läßt sich ein spezifischer Realismus aufdecken, der an die Erfahrungen des zeitgenössischen Betrachters appellierte. Die Vorgeschichte des Tafelbildes als Ikone kommt ebenso zur Sprache wie die Verwandlung und Anpassung der Ikone an die neue Rolle, die in Italien dem Bild übertragen wurde, z. B. im Bereich des kirchlichen Kultes und des Laien-Theaters. - - Hans Belting versucht in der vorliegenden Studie, die Formen der frühen Bildtafel aus ihren Funktionen für ein historisches Publikum zu erhellen