Beschreibung:
Der letzte gröe︢re Text des 2012 verstorbenen Theatermanns und Publizisten I. Nagel stellt die faszinierende These auf, dass Shakespeare in "Der Kaufmann von Venedig" in Wirklichkeit "zwei Stücke in einem" verfasst habe: eine "romantic comedy" für das breitere Publikum (so auch überwiegend in der Mainstream-Rezeption überliefert) neben einem "problem play" für ein gebildeteres, wachsameres Auditorium. Überzeugend und akribisch deckt Nagel die vielschichtigen Ambivalenzen der Dramaturgie und sämtlicher Protagonisten auf und bettet das Stück und seine Entstehungsgeschichte zugleich gekonnt in Shakespeares Biografie sowie die theatergeschichtlichen Entwicklungen der Zeit ein. Das Buch beginnt eher schleppend mit der Betrachtung der inneren Chronologie, steigert sich im Folgenden aber zu einem spannenden und tiefschürfenden Grossessay. Die Lektüre ist nicht immer leichtgängig (u.a. englische Zitate), wird aber durch zahlreiche Einblicke und Anregungen reichlich belohnt, auch wenn ein abschliessendes Fazit dem Autor nur skizzenartig vergönnt war. - Für einen Nutzerkreis anspruchsvoller Theaterliebhaber